Islam in Deutschland

Islam in Deutschland

Wie und wann kam der Islam nach Deutschland?

Der Islam kam erstmals im 8. Jahrhundert nach Deutschland, als muslimische Truppen Spanien eroberten und das Land über mehrere Jahrhunderte regierten. Während dieser Zeit gab es auch Kontakt und Handel zwischen muslimischen Herrschern und deutschen Städten wie Trier und Aachen.

Eine größere Zahl von Muslimen kam jedoch erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts nach Deutschland, als das Land Gastarbeiter aus islamischen Ländern anwarb. In den 1960er und 1970er Jahren kamen vor allem türkische Gastarbeiter und ihre Familien nach Deutschland, später auch Menschen aus anderen islamischen Ländern wie Marokko, Tunesien oder Algerien.

Seitdem ist die muslimische Gemeinschaft in Deutschland stark gewachsen, sowohl durch Zuwanderung als auch durch Geburten. Heute ist der Islam die zweitgrößte Religion in Deutschland nach dem Christentum.

Wieviele Muslime gibt es in Deutschland?

Laut einer Studie des Pew Research Center aus dem Jahr 2017 beträgt die muslimische Bevölkerung in Deutschland etwa 5,5 Millionen Menschen oder 6,7% der Gesamtbevölkerung. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass es keine offizielle Statistik über die Anzahl der Muslime in Deutschland gibt, da die Religionszugehörigkeit nicht im Einwohnermelderegister erfasst wird. Die Schätzungen zur Anzahl der Muslime basieren daher auf verschiedenen Quellen und Methoden, wie zum Beispiel Befragungen, Schätzungen auf Basis von Herkunftsstaaten oder Religionsgemeinschaften und Daten zur Zuwanderung.

Muslime in Deutschland

Wo Leben die meisten Muslime in Deutschland?

Die meisten Muslime in Deutschland leben in den großen Städten, insbesondere in Berlin, Nordrhein-Westfalen, Hessen und Baden-Württemberg. Laut der bereits erwähnten Studie des Pew Research Center aus dem Jahr 2017 machen Muslime etwa ein Drittel der Bevölkerung in Berlin und Hamburg aus, und auch in anderen Städten wie Frankfurt am Main, Stuttgart, München und Köln ist der Anteil der Muslime überdurchschnittlich hoch. Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass die Verteilung der muslimischen Bevölkerung in Deutschland sehr heterogen ist und es auch in vielen ländlichen Regionen und kleineren Städten muslimische Gemeinden gibt.

Herkunftsländer der Muslime in Deutschland (2015)

  • Türkei 50,6 %
  • Naher Osten: 17,1% (2008: 8,1%)
  • Südosteuropa: 11,5% (2008: 13,6%)
  • Südostasien: 8,2% (2008: 4,6%)
  • Nordafrika: 5,8% (2008: 6,9%)
  • Südliches Afrika: 2,5% (2008: 1,4%)
  • Zentralasien/GUS: 2,4% (2008: 0,4%)
  • ran: 1,9% (2008: 1,7%)

Stand: 2015

Bekannte deutsche Muslime

Es gibt viele bekannte deutsche Muslime, hier sind einige Beispiele:

  1. Mesut Özil - Profi-Fußballer und ehemaliger Nationalspieler, der türkischstämmig ist und den muslimischen Glauben praktiziert.

  2. Sawsan Chebli - SPD-Politikerin und Staatssekretärin für Bürgerschaftliches Engagement und Internationales in Berlin, die als Tochter palästinensischer Einwanderer geboren wurde und muslimischen Glaubens ist.

  3. Feridun Zaimoglu - Schriftsteller, der in der Türkei geboren wurde und in Deutschland aufgewachsen ist. Er konvertierte später zum Islam.

  4. Lamya Kaddor - Islamwissenschaftlerin, Buchautorin und Lehrerin für Islamkunde an einem Gymnasium in Nordrhein-Westfalen. Sie setzt sich für einen liberalen Islam und für den interreligiösen Dialog ein.

  5. Mohamed Amjahid - Journalist und Autor, der sich mit Themen wie Migration, Integration und Islam auseinandersetzt.

  6. Cem Özdemir - Politiker und ehemaliger Vorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen, der türkischstämmig ist und muslimischen Glaubens war.

  7. Aiman Mazyek - Vorsitzender des Zentralrats der Muslime in Deutschland, einer der größten muslimischen Organisationen in Deutschland.

  8. Lamiya Aji Bashar - Jesidin und Aktivistin, die den Terror der ISIS-Miliz in Syrien überlebt hat und sich für die Rechte von Frauen und Jesiden einsetzt.

Diese Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und es gibt viele weitere bekannte und engagierte Muslime in Deutschland.

Übersicht über die Islamischen Organisationen in Deutschland

Hier sind einige der wichtigsten islamischen Organisationen in Deutschland und ihre Adressen:

  1. Zentralrat der Muslime in Deutschland (ZMD) Friedrichstraße 185 10117 Berlinhttps://www.zentralrat.de/

  2. Islamische Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG) Wilhelmstraße 63 53111 Bonnhttps://www.igmg.org/

  3. Verband der Islamischen Kulturzentren e.V. (VIKZ) Kölner Straße 62 50226 Frechenhttps://www.vikz.de/

  4. Ahmadiyya Muslim Jamaat Deutschland e.V. Maximilianstraße 7 53111 Bonnhttps://www.ahmadiyya.de/

  5. Islamische Gemeinde in Deutschland e.V. (IGD) Hofwiesenstraße 14 70567 Stuttgarthttps://www.islamische-gemeinde.de/

Es gibt viele weitere islamische Organisationen in Deutschland, von denen einige auf bestimmte ethnische oder religiöse Gruppen ausgerichtet sind, wie beispielsweise Türken, Bosnier oder Araber. Andere Organisationen haben einen eher unabhängigen oder globalen Ansatz und setzen sich für die Interessen aller Muslime in Deutschland ein.

Bekannte Moscheen in Deutschland

Hier sind einige der bekanntesten Moscheen in Deutschland und ihre Adressen:

  1. Sultan-Ahmet-Moschee (DITIB) in Köln Venloer Str. 160 50823 Kölnhttps://www.ditib-koeln.de/

  2. Masjid Omar Ibn Al-Khattab in Berlin Friedrichstraße 185 10117 Berlinhttp://www.moschee-berlin.de/

  3. Sehitlik-Moschee in Berlin Columbiadamm 128 10965 Berlinhttps://www.sehitlik-moschee.de/

  4. Zentralmoschee Duisburg (DITIB) Bebelstraße 41 47051 Duisburghttps://www.zentralmoschee-duisburg.de/

  5. Große Moschee in Mannheim (DITIB) Elisabethstraße 42 68165 Mannheimhttps://ditib-ma.de/

  6. Haci Bayram Moschee in Hannover An der Haci-Bayram-Moschee 1 30163 Hannoverhttps://www.haci-bayram-moschee.de/

Es gibt viele weitere Moscheen in Deutschland, von denen einige von verschiedenen islamischen Gemeinschaften betrieben werden.

Eine Analyse des Islam in deutschen Schulbüchern

Der Islam wird in deutschen Schulbüchern unterschiedlich behandelt und dargestellt. Eine umfassende Analyse ist schwierig, da Schulbücher von verschiedenen Verlagen und für verschiedene Bundesländer erstellt werden.

Einige Studien haben jedoch gezeigt, dass der Islam in einigen deutschen Schulbüchern stereotype und negative Darstellungen erfahren hat. Eine Studie aus dem Jahr 2015 hat beispielsweise festgestellt, dass der Islam in Geschichtsbüchern oft als eine rückständige und gewalttätige Religion dargestellt wird. Einige Bücher stellen den Islam auch als Bedrohung für die westliche Welt dar und vermitteln ein negatives Bild von Muslimen.

Allerdings haben einige Verlage und Autoren in den letzten Jahren begonnen, eine differenziertere Darstellung des Islam in Schulbüchern zu fördern. In einigen Bundesländern gibt es auch spezielle Lehrpläne und Materialien, die eine bessere Darstellung des Islam fördern und eine Sensibilisierung für kulturelle Vielfalt und interreligiösen Dialog fördern.

Es bleibt jedoch eine Herausforderung, eine angemessene und ausgewogene Darstellung des Islam in Schulbüchern zu gewährleisten, insbesondere angesichts der wachsenden politischen Spannungen und Diskussionen über den Islam in Deutschland und Europa.

Zukunftsperspektiven für den Islam in Deutschland

Die Zukunftsperspektiven für den Islam in Deutschland sind vielfältig und hängen von verschiedenen Faktoren ab, wie der demografischen Entwicklung, politischen Entwicklungen und der Integration von Muslimen in die deutsche Gesellschaft.

In Bezug auf die demografische Entwicklung wird erwartet, dass der Anteil der Muslime in Deutschland in den kommenden Jahrzehnten weiter zunehmen wird, da viele Muslime in Deutschland geboren und aufgewachsen sind und ihre Zahl durch Zuwanderung weiter steigt.

In Bezug auf die politischen Entwicklungen gibt es sowohl positive als auch negative Signale. Auf der einen Seite gibt es Bemühungen, den Dialog und die Zusammenarbeit zwischen Muslimen und Nicht-Muslimen zu fördern, sowie Initiativen zur Integration von Muslimen in die deutsche Gesellschaft und Arbeitsmarkt. Auf der anderen Seite gibt es jedoch auch eine wachsende Islamophobie und populistische Strömungen, die den Islam als Bedrohung darstellen und eine negative Haltung gegenüber Muslimen in Deutschland fördern.

Eine entscheidende Rolle wird auch die Integration von Muslimen in die deutsche Gesellschaft spielen. Wenn Muslime in der Lage sind, sich in die Gesellschaft zu integrieren und ihre Rechte und Bedürfnisse wahrgenommen werden, wird dies dazu beitragen, den Islam als Teil der deutschen Gesellschaft zu etablieren.

Insgesamt hängen die Zukunftsperspektiven für den Islam in Deutschland von verschiedenen Faktoren ab und es bleibt abzuwarten, wie sich diese Entwicklungen in den kommenden Jahren und Jahrzehnten gestalten werden.